Prix Velo Infrastruktur 2012

Pro Velo Schweiz zeichnet 2012 zum vierten  Mal wegweisende Infrastrukturprojekte für Velofahrende mit dem «Prix Velo Infrastruktur» aus. Eingereicht wurden 20 Projekte aus der ganzen Schweiz.

Der Hauptpreis geht an den Kanto Basel-Stadt mit dem «Stückisteg», Anerkennungspreise gewinnen der Kanton Graubünden mit dem Veloweg Fideris - Dalvazza und die Stadt Biel mit dem bikesharing-System «velospot».

Dokumentation Prix Velo Infrastruktur 2012 (pdf, 1.2 MB)
Ausschreibungsunterlagen
Liste der Bewerber mit Vergabe Prädikat "PRIX VELO - wegweisende Infrastruktur 2012"
Jurybericht
Medienmitteilung vom 15. Mai 2012

Basel legt Velofahrenden symbolisch den roten Teppich aus und gewinnt den mit CHF 10'000 dotierten Hauptpreis

Der Stückisteg, eine 50 Meter lange Fussgänger- und Velobrücke verläuft diagonal über den Fluss «Wiese», 1.5 km vor dessen Einmündung in den Rhein und verbindet auf kürzestmöglichem Weg den Wiesenplatz und das aufstrebenden Quartier Kleinhüningen mit dem neuen Einkaufszentrum «Stücki». Diese Langsamverkehrsverbindung bietet auf rund fünf Metern Nutzbreite den Velofahrenden einen vom Fussverkehr getrennten Radweg mit zwei richtungsgetrennten Fahrbahnen und mündet in eine gesicherte Radwegquerung zu den Veloparkplätzen direkt vor dem Haupteingang des Einkaufszentrums.
Die als flankierende Massnahme bei der Erstellung des Einkaufszentrums «Stücki» gebaute Brücke aus Stahl und Beton überspannt die «Wiese» ohne Stützen und fügt sich daher ohne grossen Eingriff in den Uferbereich ein. Sie wirkt als verbindendes und belebendes Element zwischen den Quartieren und lässt die Stadt ein Stück näher rücken.
Das Tiefbauamt des Bau- und Verkehrsdepartement des Kantons Basel-Stadt hat zusammen mit dem Investor des Einkaufszentrums «Stücki» die Chance genutzt, dem Langsamverkehr symbolisch «den roten Teppich auszurollen». Trotz anderer vorhandener Brücken in der Nähe wurde dieser 1.2 Mio Franken teure Steg genau dort platziert, wo er auch nützt und seinen Symbolcharakter ausspielen kann: diagonal über den Fluss (also um einiges teuer als bei einer rechtwinkligen Linienführung) und vor allem direkt auf den Eingang des Einkaufszentrums zielend. Wo früher Schlossherren und Landvögte ihr Gut mit einer von Alleebäumen gesäumten Strasse erschlossen, zeigt hier der Stückisteg das Pendant in der modernen Gesellschaft und wirkt darum einzigartig!

Projektbeschrieb
Übersichtsplan
Foto Stückisteg

Anerkennungspreis für den Veloweg Fideris – Dalvazza des Tiefbauamtes Graubünden

Bisher verlief die regionale Veloroute Nr. 21 (Sargans – Klosters) zwischen Jenaz und Dalvazza über einen Umweg mit zusätzlicher Höhendifferenz. Deshalb benutzten viele Velofahrende die direkte, aber stark befahrene und gefährliche Verbindung auf der Nationalstrasse. Mit dem Neubau des Radwegabschnittes Fideris – Dalvazza (3.6 km, 2.5 Meter breit mit durchgehender Asphaltierung) wird diese Strecke nun aufgewertet und sicher gemacht. Die Trennung des Langsamverkehrs vom motorisierten Verkehr auf der Nationalstrasse wird möglich durch die Anlegung eines separaten Radweges zwischen der Landquart und dem Trassee der Rhätischen Bahn.
Der hohe Betrag von total 4.5 Millionen Franken, finanziert aus Nationalstrassenbaugeldern, Mitteln des Kantons Graubünden und Pro Prättigau zeugt vom grossen Engagement der Partner, eine wirkliche Verbesserung für Velofahrende herbeizuführen. Die aufwendigen Kunstbauten schaffen einen geschützten Raum für Velofahrende, seien es Touristen, Pendler oder einheimische Freibadbesucher. Zum Projekt gehört auch die bauliche Verbesserung der direkten Wegverbindung zwischen Jenaz und Fideris. Vormals ein Feldweg, wird die Verbindung zur schnellen und regenwettertauglichen Verbindung für Schülerinnen und Schüler, aber auch für den Weg zur Arbeit.
Die Jury estimiert den hohen Komfort der neuen Velostrecke, wo sich Velofahrende wirklich ernst genommen fühlen. Die Streckenführung und der Ausbaugrad sind ein Musterbeispiel dafür, wie Lücken im bestehenden Velowegnetz geschlossen werden können. Als Wermutstropfen muss angefügt werden, dass offenbar bisher der Winterdienst auf dem Radweg nicht gewährleistet ist. Spätestens dann, wenn – wie vorgesehen – auf der Nationalstrasse ein Velofahrverbot signalisiert wird, muss aber die ganzjährige Befahrbarkeit sichergestellt werden.

Projektbeschrieb
Foto Fideris-Dalvazza
Foto Brücke Jenaz

Die Stadt Biel punktet zum zweiten Mal mit dem bikesharing-System «velospot» (Anerkennungspreis)

Das System «velospot» funktioniert wie andere moderne bikesharing-Systeme auf der ganzen Welt: Die Benutzer sind registriert, der Zugang erfolgt mittels einer RFID-Karte, ein zentraler Server überwacht die Ausleihvorgänge und zeichnet diese auf. Der grosse Unterschied zu den bisher bekannten Systemen: Die Fahrräder in Biel verfügen über ein elektronisches Schloss, an welchem die Benutzerkarte eingelesen wird. Dieses ist mit einer drahtlosen Verbindung direkt zur Kommunikationssäule der Leihstation im Bereich von ca. 50 Metern verbunden. So können die Leihvelos ohne Tiefbauarbeiten auf bestehenden Parkplätzen, bei Partnerfirmen oder wo immer Bedarf für eine Station ist, kostengünstig, mit einer variablen Anzahl Velos und rasch platziert werden. Die Ausleihe erfolgt schnell: ein Schwenken der Karte vor dem Schloss genügt und die Ausfahrt kann beginnen. Bis im Sommer 2012 soll das System in Biel flächendeckend mit über 40 Stationen und 250 Velos umgesetzt sein. Neben dem ökologischen Nutzen hat das Projekt auch eine soziale Komponente. Die Betreuung der Fahrräder und das Flottenmanagement werden von Teilnehmenden eines Sozialbetriebs gewährleistet, die damit eine sinnvolle Tätigkeit mit einem sichtbaren Nutzen in der Öffentlichkeit erhalten.
Die Jury hebt hervor: Innovationskraft und Mut der Stadt Biel überzeugen. Die Technologiestadt am Jura-Südfuss punktet mit diesem selbst entwickelten und darum massgeschneiderten und flächendeckenden System nach dem Veloabstellkonzept im Jahre 2005 zum zweiten Mal beim Prix Velo Infrastruktur.

Projektbeschrieb
Foto Flottenmanagement
Foto Station
Foto elektronisches Schloss

Jury

  • Marion Doerfel, Verkehrsbauingenieurin, Professorin für Verkehrswesen, Berner Fachhochschule Architektur Holz und Bau
  • Emmanuel Fankhauser, Verkehrsingenieur, Vereinigung Schweiz. Verkehrsingenieure SVI, Velokonferenz Schweiz, Citec Ingénieurs Conseils SA
  • Cindy Freudenthaler, Velodelegierte, Stadt Lausanne, Direction des Travaux, Service des routes et de la mobilité
  • Andreas Gubler, Präsident und Geschäftsführer, velosuisse, Verband der Schweizer Fahrradlieferanten
  • Christoph Masoner, Geschäftsleitung, swissconnect ag
  • Luzia Meister, Rechtsanwältin, Vizepräsidentin Pro Velo Schweiz, Stadtschreiberin Grenchen
  • Niklaus Schranz, Stv. Bereichsleiter Langsamverkehr, Bundesamt für Strassen ASTRA
  • Martin Urwyler, Delegierter Schweiz. Verband der Strassen- und Verkehrsfachleute VSS, Velokonferenz Schweiz, Tiefbauamt der Stadt Luzern