Hauptpreis: Stadt Lausanne mit «Coronapisten»
Die Stadt Lausanne gewinnt mit den «Coronapisten» den Hauptpreis des Prix Velo Infrastruktur 2024 in der Kategorie Planung und Anlagen und erhält damit das Preisgeld von 5’000 Franken.
Nach dem Lockdown beschloss die Stadt Lausanne, entlang der Hauptverkehrsachsen eine Reihe von Massnahmen zur Förderung des Veloverkehrs zu ergreifen, um ein überproportionales Ausweichen auf das Auto zu vermeiden. Dank einer Ausnahmegenehmigung des Kantons konnte sie 28 Velomassnahmen sofort umsetzen und das öffentliche Auflageverfahren in einem zweiten Schritt nachholen. Zu den Massnahmen gehören hauptsächlich Radstreifen, aber auch einzelne Radwege, kombinierte Bus- und Velospuren sowie für den Velogegenverkehr geöffnete Einbahnstrassen. Um den dazu benötigten Raum zu schaffen, hat die Stadt zahlreiche Parkplätze und Abbiegespuren aufgehoben. Parallel zu diesen Massnahmen führte das OUVEMA Befragungen unter Velofahrenden durch, um die Wirksamkeit der Massnahmen zu evaluieren.
Mit der Vergabe des Hauptpreises der Kategorie Planung und Anlagen honoriert die Jury das zielstrebige, konsequente und auch sehr mutige Vorgehen der Stadt Lausanne, durch Umverteilung von Verkehrsfläche Lücken im Velowegnetz zu schliessen und auf wichtigen Achsen neue Routenangebote zu ermöglichen. Das Umsetzungstempo ist beachtlich: Während üblicherweise pro Jahr 4,4 km Veloinfrastruktur gebaut werden, wurden diesmal in nur fünf Monaten 7,5 km realisiert. Entstanden sind direkte, komfortable und sichere Routen, die den Velofahrenden insgesamt, ohne im Einzelnen perfekt zu sein, einen erheblichen Mehrwert bieten. Und die Massnahmen zeigen Wirkung: Einerseits konnte eine klare Zunahme des Veloverkehrs verzeichnet werden. Andererseits belegt eine Umfrage, dass sich 80 % der befragten Velofahrenden sicherer fühlen und 83 % von einem gesteigerten Komfort berichten. Damit präsentiert sich Lausanne als vorbildliches Beispiel für erfolgreiche Lösungen gemäss dem Veloweggesetz und kann als Leitfaden bei Gesprächen mit Kantonen und Gemeinden dienen. Zwar hat der Lockdown hier geholfen, aber die Jury ist überzeugt, dass die Vorgehensweise der Stadt Lausanne anderen Städten und Gemeinden als Vorbild dienen kann, auch wenn der Prozess unter normalen Umständen weniger schnell verlaufen dürfte. Zusätzlich kann als Erfolg verbucht werden, dass die Massnahmen auch nach der Pandemie nicht zurückgebaut werden mussten. Der anfängliche Widerstand von Anwohnenden sowie Gewerbetreibenden gegen das Projekt war nur von kurzer Dauer.
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- Projektbeschrieb (Teilnahmeformular Prix Velo)
- Bild Lausanne, Corona-Velomassnahme Plaines du Loup: Radstreifen hinter Parkplatzreihe
- Bild Lausanne, Corona-Velomassnahme St-Martin: Radstreifen hinter Parkplatzreihe
- Bild Lausanne, Corona-Velomassnahme France: Geschützter Radweg
- Forschungsbericht "Évaluation des aménagements cyclables liés à la crise sanitaire: le cas de Lausanne", Etude urbaine no 6, Schmassmann, Rérat
- Forschungsbericht "Le vélo en période de pandémie. Évolution des pratiques et effets des «coronapistes» à Genève et Lausanne", Etude urbaine no 7, Rérat, Haldimann, Widmer
Beiträge
- Beitrag "Schweizer Gemeinde", Juni 2024